Wollen wir unsterblich werden?

Ein zentrales Thema des Transhumanismus ist die Überwindung des Todes oder etwas poetischer ausgedrückt, die „Unsterblichkeit“.

Angeregt unter anderem durch den Beitrag 131 von @dominic zum Thema „Wann werden KI-Roboter schlauer als der Mensch?“

und diesen, den ich auf Twitter erhalten habe

A startup is pitching a mind-uploading service that is “100 percent fatal” | MIT Technology Review

finde ich, dass wir dieses Thema in unserem Forum aufgreifen sollten

Also, was kennt ihr an aktuellen Veröffentlichungen dazu; welche Wege sind die derzeit erfolgversprechendsten; wie kann man das Thema in die Öffentlichkeit tragen; ist die Menschheit in ihren derzeitigen Zustand überhaupt „reif“ für eine Unsterblichkeit ; ist nicht der Tod die einzige wirkliche Gerechtigkeit auf Erden und was können die Konsequenzen sein, diese abzuschaffen; … ?

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Ich hatte letztens mal angefangen ein Paper zu dem Thema zu lesen:
brain-emulation-roadmap-report.pdf (2.4 MB)

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vor genau einem jahr postet ich dies zum thema:

https://forum.fractalfuture.net/t/alternative-imago-vom-nimbus-der-unsterblichkeit/1812?u=user0&source_topic_id=2589
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Vieles, @user0, was du da vor einem Jahr geschrieben hast, kann man nur unterstreichen.

Besonders den Satz: “… denn die vision einer fassbaren greifbaren unsterblichkeit ist realiter das e i n z i g e alleinstellungsmerkmal des transhumanismus, der fels auf dem das ganze gebäude errichtet ist. alles andere ist trivial und wird bereits von allen mitbewerbenden parteien abgegrast.“

Und hier liegt aus meiner Sicht eben das Dilemma: Beim jetzigen Stand von Wissenschaft und Technik ist die Unsterblichkeit keineswegs unmittelbar „fassbar“ und „greifbar“, besonders nicht für potentielle Wähler der TPD.

Zum Beispiel waren die russischen Transhumanisten, von denen ich einige kenne, mit ihrer „2045 Initiative“ schon mal sehr weit, deutlich weiter als wir gegenwärtig

Sie sind für ein „radikale Verlängerung des Lebens“ und für das „Recht auf Unsterblichkeit“ damals sogar auf die Straße gegangen

und gescheitert, was nicht auf irgendwelche “russischen Verhältnisse” zurückzuführen ist. Übrig geblieben ist eigentlich nur die Firma KrioRus, die Leute auf ihren vorherigen Wunsch hin einfriert.

Auch Zoltan Istvan hat bei seiner Kampagne im USA-Präsidentenwahlkampf eigentlich nur die Aufmerksamkeit vor allem älterer Damen auf sich gezogen – was möglicherweise weniger den transhumanistischen Inhalten seiner Auftritte, sondern mehr seinem Aussehen geschuldet war :grinning:

Was ich sagen will ist, dass solche Ideen, wie z.B. die Einrichtung eine „Ministeriums für Langlebigkeit“ (einer deiner Vorschläge) gegenwärtig noch wenig Akzeptanz bei potentiellen Wählern finden werden.

Um den Transhumanismus in Deutschland und Europa trotzdem politisch weiterzubringen, sollten wir keinen Alleingang versuchen, sondern Bündnisse mit ähnlich denkenden Organisationen eingehen.

Außerdem sollten wir, um nun wieder auf das Thema zurückzukommen, laufend auf dem neuesten Stand wissenschaftlich- technischen Entwicklungen sein. Nur mit unmittelbar nachprüfbaren Fakten können wir mit unseren doch für viele Menschen utopisch anmutenden Vorstellungen punkten.

Ja und darum habe ich diesen Thread „Unsterblichkeit“ aufgemacht, um nochmal aktuell alles zusammenzutragen, was es zu diesem “Alleinstellungsmerkmal der transhumanistischen Bewegung” an Fakten und Meinungen gibt.

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bitte entschuldige meine begriffsstutzigkeit - aber warum sollte jemand etwas dagegen haben, besser und länger zu leben?

ok, hier kann ich auf den guten alten friedrich wilhelm zurückgreifen:

"Von den Predigern des Todes
Es giebt Prediger des Todes: und die Erde ist voll von Solchen, denen Abkehr gepredigt werden muss vom Leben.

Voll ist die Erde von Überflüssigen, verdorben ist das Leben durch die Viel-zu-Vielen. Möge man sich mit dem »ewigen Leben« aus diesem Leben weglocken!"

"Überall ertönt die Stimme Derer, welche den Tod predigen: und die Erde ist voll von Solchen, welchen der Tod gepredigt werden muss.

Oder »das ewige Leben«: das gilt mir gleich, – wofern sie nur schnell dahinfahren!

Also sprach Zarathustra."

edit: mir ist eingefallen, dass doch jemand etwas dagegen haben könnte: wer zum geier soll die renten bezahlen :open_mouth:

Weitere Anregungen:

https://forum.fractalfuture.net/t/live-long-and-prosper/714?source_topic_id=2589
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zumindest so lange, bis man von den zinsen leben kann :smile:

Gespeichert für die Ewigkeit - DNA machts möglich.

Da hätten wir also schon mal was “unsterbliches”.

Die eigene Biographie als Grundlage für einen irgendwann zu schaffenden Avatar oder für die Auferstehung nach längerem Kryonik- “Schlaf”. Die Idee gibts ja schon länger. Nur welches Speichermedium wäre dafür geeignet? Vielleicht ist das nun eine erste Lösung.

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Eine sehr schöne Analogie wie ich finde. Das Thema der Unsterblichkeit sollten wir durchaus weiter in die Gesellschaft tragen. Bzw. sollten wir es korrekter formulieren als Freiheit vom Zwang zu sterben.

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Genau so. Das Thema wurde ja schon vor 2 Jahren ausgiebigst diskutiert. Da es aber, wie weiter oben angemerkt, das “eigentliche” Kernthema der transhumanistischen Bewegungen und Parteien, sozusagen ihr Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen darstellt, habe ich versucht es wieder aufzugreifen. Und neue Erkenntnisse dazu, Entwicklungen, Argumente, Meinungen etc. gibt es inzwischen sicherlich.

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Und hier liegt aus meiner Sicht eben das Dilemma: Beim jetzigen Stand von Wissenschaft und Technik ist die Unsterblichkeit keineswegs unmittelbar „fassbar“ und „greifbar“, besonders nicht für potentielle Wähler der TPD.

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… und nicht von einer “Seele”, die in den Himmel springt, zu entdecken…

Die sogenannten Nahtod-Erfahrungen wurden und werden von allen Religionen und Glaubensrichtungen als “Beweis” für den Übergang ins “Jenseits” herangezogen.

Langsam werden die Ursachen dieser Erscheinungen transparent. Interessant, wie gerade unsere “modernen” Kirchen mit diesen und weiteren Erkenntnissen wohl umgehen.

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Komplexe Lebewesen wiederbelebt, die zehntausende Jahre eingefroren waren. Ein Durchbruch für die Kryonik … oder waren nur einfach die Proben kontaminiert :thinking:

https://www.businessinsider.de/forscher-haben-lebewesen-wiederbelebt-die-tausende-jahre-eingefroren-waren-2018-7

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Also ich kann mir nicht vorstellen, dass nach dem Tod einfach alles vorbei ist. Irgendwas MUSS da doch einfach noch kommen…

Die einfache Ausrede wäre: Materie oder eine Dimension, die wir (noch) nicht erfassen können.

Die Materie an sich muss detektierbar sein, richtig. Das heißt aber nicht, dass wir das schon können. Den Großteil der Menschheitsgeschichte wussten wir nicht, dass Bakterien existieren. Lange Zeit glaubten wir, dass Atome das kleinste sind, was es gibt. Warum sollte es nicht auch weiterhin Materie geben, die wir noch nicht erfassen können?

Und was Dimensionen angeht, so könnte doch ein Wesen der dritten Dimension mit einem Wesen der zweiten Dimension interagieren, ohne dass diese es mitbekommen würde. Ein Wesen, dass in der zweiten Dimension auf einem Blatt Papier lebt, könnten wir durch Striche auf dem Blatt oder Veränderung des Blattes an sich in seinem Leben beeinflussen.

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Hat jemand von euch ein ZEIT-Abonnement?

https://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/37/unsterblichkeit-ewiges-leben-abschaffung-tod-aubrey-de-grey

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Ich hatte neulich einen Gedanken zu dem Thema, der eventuell ein gar nicht so unwesentliches Gegenargument darstellen könnte. Es gibt ja den etwas zynischen Ausspruch “Solche Leute werden aussterben.”. Oft in Bezug zu Leuten mit veralteten Ansichten. Das wäre bei ewigem Leben nicht mehr der Fall. Und nicht nur das. Der Großteil der Bevölkerung würde den die Persönlichkeit am stärksten formenden Teil des Lebens, die Kindheit und Jugend, sehr sehr weit zurück liegend haben. Kindheit und Jugend haben immer etwas von Rebellion gegen das Bestehende und die Suche nach neuem. Dieser meiner Meinung nach für die Menschheit sehr wichtige Part würde wegfallen. Letztendlich blieben wir in der jeweiligen Gesellschaftsform stecken. Deswegen mag ewiges Leben für den einzelnen erstrebenswert sein. Für die Gesamtgesellschaft ist es aber eventuell kritisch.

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Stimmt!
Und deshalb wäre die Menschheit in ihrem jetzigen Zustand, mit der Möglichkeit sehr lange zu leben, oder sogar unsterblich zu werden, völlig überfordert.
Zum Glück wird es sicherlich noch länger dauern, bis einer der möglichen Wege zur Unsterblichkeit realisierbar ist. Ob nun über künstlich herbeigeführte “biologische” Veränderungen am menschlischen Körper oder über den Weg des “Cyborgs” oder über das viel zitierte “Brain Uploading”. Daher versuchen ja auch einige “Betuchte” die Zeit bis dahin zu überbrücken, indem sie sich einfrieren lassen. Gegenwärtig sind es wohl so um die 500, mit einigen Tausend! Vorverträgen. Die Frage ist nur: Wird die zukünftige Gesellschaft bereit sein, diese “Migranten” in großer Zahl aufzunehmen- vorausgesetzt die Wiederbelebung funktioniert? Einige Zeitzeugen sicherlich.

Knappheit hat es nur, wenn es zu wenig Wissen hat. Darum braucht man sich in Zukunft keine Sorgen machen: alle wieder belebte Kryonik Patienten werden in Zukunft Willkommen sein.
Schon heute sind wir durch unser Wissen und daraus folgenden technischen Möglichkeiten in der Lage genug Nahrungsmittel für 12 Milliarden Menschen zu erzeugen. Heute fehlt nur der Schlüssel zur gerechten Verteilung wie das BGE. Nur darum hat es immer noch Armut und die überflüssige Nahrung landet bei den Reichen im Autotank!

Mit Jahrgang 1961 möchte ich nicht, dass alles Wissen um die Überwindung der Erberkrankung Alterung erst in 50 oder 100 Jahren zur Verfügung steht, sondern das die Vorhersage von Ray Kurzweil stimmt und im Jahr 2029 bereits die Grenzen des Lebens fallen. Schon die Vorstellung = nach mir die Sintflut - ich verbrauche was ich will - ist dann überholt. Weil man die Probleme dann selber erleben, werden wir für die Umstellung von endlich auf unendliche Ressourcen sein.