Unterhaltung und Kultur: Was ist deine Vision?

wie wäre es, in einem raum zu wohnen, in dem lediglich ein bett, ein kleiderschrank und ein tisch mit stühlen als möblierung zur verfügung ist? …jedes appartment, jede wohnung und jedes haus der meisten seiner typischen regale, schränke, kisten und aufbewahrungsmöglichkeiten entledigt wurde?

wir brauchen keine bücher mehr drucken, keine musik-cds mehr brennen, keine dvds und blurays mehr, keine aktenordner für unterlagen und schriftverkehr, keine computerspiele mit aufwändiger plastikverpackung - fotoalben sind bereits ein relikt. wir haben spielekonsolen, mit denen wir yoga und tanzen lernen können und unseren persönlichen fitnesstrainer ins haus holen können, darts, bowling und viel mehr im heimischen wohnzimmer erleben könnten, hätten wir nur genügend platz und würden nicht ständig an regalen anecken.
der besuch in einem technik- und unterhaltungsgeschäft führt uns immer noch durch unzählige bunte wände mit regalen, die daten stapeln, in aufwändig verpackter weise. dieser bereich macht schätzungsweise ein drittel des gesamten raumes aus. neuerdings sind wieder schallplattenregale darin zu finden. und leider kann ich es verstehen: der klang einer schallplatte konnte immer noch nicht von dem flachen, digitalen sound in überzeugender weise abgelöst werden. doch theoretisch wäre es machbar, ein solches geschäft auf zwei drittel oder gar auf die hälfte seiner größe zu schrumpfen. all die unzähligen daten, die noch schwer und groß in plastiktüten nach hause geschleppt werden müssen, in regale einsortiert, und von zeit zu zeit entstaubt werden müssen, könnten auf festplatten wesentlich platzsparender untergebracht werden. wie wäre es, wenn wir in einen solchen laden gehen und einen datenstick in einen automaten stecken und die filme, musik und spiele, die wir zu kaufen wünschen, einfach von einer festplatte ziehen und einen preis bezahlten, der um sämtliche herstellungskosten für datenträger und verpackung, transport mit lastkraftwagen zum geschäft, lagerkosten und lohnkosten reduziert wäre? wären menschen wirklich die geizigen datenpiraten, was uns kopierschutz und sicherheitsmaßnahmen eines jeden verkauften datenträgers permanent einreden, wenn ein neuer film auf dem markt inklusive extras nur 3 euro statt 30 kosten würde? oder würden dann einfach nur viel mehr leute viel mehr von neuer kultur und musik kaufen? mein szenario wäre schon vor über zwanzig jahren machbar und zu erwarten gewesen, wenn es uns je ernst damit gewesen wäre, ressourcen zu schonen und plastikmüll zu reduzieren. stattdessen sollen wir jedoch neuerdings glauben, dass wir etwas für die umwelt tun, wenn uns in dem technikmarkt unserer wahl keine plastiktüte mehr zum heimtragen unseres ganzen unnötigen datenverpackungsmülls geschenkt wird.

meine vision ist eine welt, in der niemand mehr sagen muss: “ich habe heute daten entstaubt.”

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Wie wär’s mit einer Kombination von deinem Vorschlag, Amazon Go, Patreon, und Quantified Prestige?

Die Leute gehen in einen Laden, können sich dort alles anschauen und anhören. Indem sie dann auf einen Abbildung tippen, oder Gesten machen, zahlen diese Spenden an den Produzenten des Songs, des Films, des Spiels. Die Spenden werden automatisch vom Konto abgebucht. Alle Daten kann man sich aber frei herunterladen, ob im Laden, oder zu Hause. Als Onlinevariante gibt es dasselbe konzept natürlich auch.

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das wäre toll, wenn man sich alles frei herunterladen könnte und darauf vertraut werden würde, dass leute spenden. im grunde ist die situation schon lange so, seit musik, filme, bücher und spiele transzendiert, zu daten geworden und die materielle welt hinter sich gelassen haben :innocent: nur leider nicht so hübsch , wie mit deinem vorschlag: jetzt müssen künstler darauf vertrauen, dass ihre daten nicht kopiert und kostenlos verbreitet werden und weil vertrauen nicht reicht, werden rechte der konsumenten sogar beschnitten. ( recht auf sicherheitskopien, z.b.). doch gar nicht alle künster sind mit der entwicklung einverstanden und nicht wenige würden ihre werke auch frei zur verfügung stellen. doch wenn es so wäre, wie ich mir das wünsche, würden unzählige firmen untergehen, die heute ihr geld mit dem ganzen drumherum um die daten machen. und das wären vermutlich nicht wenige.

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Ist das jetzt ,pro" oder ,contra"? :slight_smile:

Meine Binsenweisheit dazu: Lässt sich eine obsolete Branche nur durch künstliche Verknappung am Leben halten, dann ist sie… naja… obsolet :slight_smile: Dass die ganze Verknappung auch noch Unmengen Ressourcen aller Art bindet und verbraucht, setzt dem ganzen dann die Krone auf.
Viele Leute werden ohne Job dastehen - selbstredend, aber das kommt in Zukunft ja auch noch auf ganz andere Branchen zu. Aber, ich schweife ab… :no_mouth:

BTT: Ich sehe diese Entwicklung, weg vom physischen Medium (darum ging es?), als schon fast abgeschlossen an und deine Vision verorte ich, ganz intuitiv, max. zehn Jahre in der Zukunft. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte mal ne CD/DVD/whatever in meinen Laptop eingelegt habe, dank Steam, Amazon etc.
Anekdotische Evidenz: Auch beim großen Gasriesen-Elektronikhändler um die Ecke ist, was das Horten von Daten angeht, Schrumpfkur angesagt. Als ich letztes mal dort war, fiel mir genau das direkt auf.
Einzig Bücherregale werden wohl mMn. nicht so schnell verschwinden, und da fasse ich mir auch an die eigene Nase: Wenn ich Literatur wälzen muss, kommt in der Haptik und Zugänglichkeit kein Paperwhite/E-Ink an den ,alten Schinken" ran. Da muss sich noch was ändern, was den schnellen Zugang zu dem Geschriebenen angeht. Ferner gibt die - antik anmutende - Buchpreisbindung auch kaum 'nen Grund zum Wechsel. Zudem will man dem Besuch ja zeigen, wie belesen man ist :wink:

Edit: Ach ja, auch sehe ich fallende Preise (wie erwähnt: Bücher ausgenommen) bei den digitalen Medien. Ich muss sagen und zugeben, dass ich momentan endlich mal (eigentlich das erste mal, seit ich denken kann…) ein gefühlt ,gesundes" Kosnumverhalten pflege, bei dem die Ausgaben in Relation zu der Menge an Konsumierten stehen.

Ich bin guter Dinge, dass wir bald ,da" sind.

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das sollte bloß mein befürchteter realismus sein. [quote=“DerDomme, post:4, topic:1687”]
Meine Binsenweisheit dazu: Lässt sich eine obsolete Branche nur durch künstliche Verknappung am Leben halten, dann ist sie… naja… obsolet :slight_smile: Dass die ganze Verknappung auch noch Unmengen Ressourcen aller Art bindet und verbraucht, setzt dem ganzen dann die Krone auf.
Viele Leute werden ohne Job dastehen - selbstredend, aber das kommt in Zukunft ja auch noch auf ganz andere Branchen zu. Aber, ich schweife ab… :no_mouth:
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vollkommen richtig. wenn wir eine futuristischere und rationalere gesellschaft haben wollen, müssen eben wirtschaftzweige untergehen! veraltete branchen am leben halten, nur weil die ganzen ewig gestrigen machthaber zu unkreativ sind und neuen ihren platz verwehren, ist genau das, was ich anprangern wollte. meine befürchtung ist, dass der fortschritt in unzähligen bereichen blockiert wurde und blockiert wird. und die aussage “es würde tausende von arbeitsplätzen kosten” halte ich für eine öffentlichkeitswirksame rechtfertigung, jedoch nicht für das eigentliche motiv der blockaden. könnten wir die “arbeitsplatzdebatte” endlich hinter uns lassen, wären wir gezwungen, über die wahrheit zu reden: macht-und geldinhaber sind überfordert von den neuen technischen möglichkeiten, die längst mehr freiheit für den einzelnen ermöglichen und arbeiten kräftig gegen die zukunft. [quote=“DerDomme, post:4, topic:1687”]
Wenn ich Literatur wälzen muss, kommt in der Haptik und Zugänglichkeit kein Paperwhite/E-Ink an den ,alten Schinken" ran.
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das stimmt! und ich persönlich würde wohl selbst dann, wenn meine vision realisierbar wird, nicht auf ein bücherregal verzichten. doch es wäre eben schön, über eine bibliothek zu verfügen, die in der größe sich bisher nur reiche mit viel platz leisten konnten! heutzutage kann sie jeder in seiner tasche haben. [quote=“DerDomme, post:4, topic:1687”]
Ich bin guter Dinge, dass wir bald ,da" sind.
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das wäre schön :slight_smile:

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Das wird er doch auch in der Tat. Letztlich aber zum Schaden derer, die ihre Geschäftsmodelle nicht zugegebener Zeit an neue Realitäten anpassen. Das tun sehr viele Unternehmen in Deutschland nicht und sind daher auch nicht auf fast jederzeitige kurzfristige massive Disruption in Märkten durch andere Player vorbereitet. Wenn ich in einer Woche wieder nach Koblenz fahre, komme ich an einem Autohof vorbei, an dem man neben der Tankstelle sein Elektroauto laden kann. Und die Ladestationen sind von…Tesla. Gut gemacht, deutsche Autobauer, bravo.
Sorry, wenn das jetzt off-topic war.

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