Über die Jugend

Ich höre viele Meschen über die heutige Jugend schimpfen. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Gerede ein Symtom zu hohen Alters ist, und nein, ich glaube nicht daran, dass mit dem Alter die Weisheit kommt. - Vielmehr empfinde ich das Altern als Krankheit.
Natürlich verschließe ich nicht die Augen vor der Dummheit mancher Jugendlicher. Allerdings halte ich Dummheit nicht für eine Frage des Alters, ins Besondere, weil so oft ältere Menschen betroffen sind. Die vielgepriesene Lebenserfahrung kann mich nicht so recht überzeugen, schließlich kommt es nicht nur auf die Anzahl der gemachten Erfahrungen an, sondern vor allem auf Ihre Verschiedenheit, sowie Qualität und Quantität der Auswertung. Hinzu kommt, dass das Leben an den meisten Menschen deutliche Spuren des Verfalls hinterlässt. Ich führe dies oft auf das Umeld zurück. - Der Aufenthalt an einem radioaktiv kontaminiertem Ort über mehrere Jahre dürfte der Gesundheit schließlich auch nicht sonderlich dienlich sein.

Gerade bei den Kandidaten, die stets ihre eigene Generation hervorheben möchte ich übersetzen: “Wir haben etwas gegen die Orientierungslosigkeit der aktuellen Generation, unsere Orientierungslosigkeit ist uns viel vertrauter, somit angenehmer und deshalb viel besser.”

Was mich anbelangt, ich habe das Empfinden mir eine gewisse Orientierung erarbeitet zu haben. ich schätze sie kann hilfreich sein und im Moment bereite ich mich darauf vor, sie anzuwenden. Dabei hoffe ich auf engen Kontakt mit Jugend, denn kaum finde ich etwas schöner und inspirierender.

Welche Impressionen habt Ihr zu dem Thema? Welche Erfahrungen habt Ihr bezüglich Alter und Jugend gemacht, welche Merkmale habe Alter und Jugend? Und ist Euch dieses Thema wichtig? Wie weit würdet Ihr gehen, wenn Ihr Eure Jugend erhalten/wiedergewinnen könntet?

Fragende Grüße,
Nemesus

Hi nemesus, wir kennen uns ja schon eine Weile. Willkommen im Social Future Forum :slight_smile: Was mich an deinem Post interessiert ist wie diese Orientierung, die du meinst dir erarbeitet zu haben aussieht. Orientierung ist tatsächlich sehr wichtig, vor allem wenn sich so schnell so vieles ändert.

Was Jugend angeht: Es kommt mir eher drauf an, dass die Leute mit denen ich es zu tun habe geistig sehr flexibel sind. Das ist ja leider oft nicht der Fall, vor allem wenn typische Ideologien im Spiel sind.

Hallo Radivis,

ich definiere mentale Orientierung als Teil des Bewusstseins, der sich durch Wachstum diverser kognitiven Fähigkeiten und deren Verknüpfung bildet. Es ist die Intuition über die Ausrichtung von Zeit, Raum, Materie und Leben, relativ zu sich selbst, basierend auf der Auswertung alles Gelernten, Erfahrenem, Praktiziertem und Ertragenem. Es ist das exklusive Gefühl von Sicherheit, sich auf die innere Stimme verlassen zu können, trotz oder gerade wegen ständiger Überprüfung des Weltbildes durch die Sinne oder Wahrnehmungskanäle.

Vor diesem Zeitpunkt bestand mein Leben im Sammeln von Wissensfragmenten, die wie ungeordnete Puzzle-Teile chaotisch in meinem Verstand lagen, mit einer dicken Schicht Nebel darüber. Ich hatte sogar oft das Gefühl, ich müsste jedes Stück ertasten, dann zum nächsten Teil gehen und hätte es doch mit einer zunehmenden Komplexität zu tun, die es mir unmöglich macht, die Teile in meinem Geist zu einem großen Ganzen zusammenzusetzen. Sinniger Weise lichtete sich der Nebel durch noch mehr Wissensfragmente, die sich langsam begannen, wie von selbst zu ordnen.

Als sich der Nebel lichtete, hatte ich das Gefühl, dass sich mein innerer Kompass selbst kalibriert hätte, ausgerichtet auf den Punkt, an dem ich der Mensch bin, der ich sein sollte, zu der richtigen Zeit am richtigen Ort. Dieser Punkt kennzeichnet sich dadurch, dass meine Wünsche und Projekte wie von selbst (sozusagen wie am Schnürchen) realisiert werden können. - Mit einer Leichtigkeit, die deshalb “funktioniert”, weil sie um ihre Vergänglichkeit weiß.

Was Deine Vorliebe für geistig flexible Menschen anbelangt, muss ich Dir sagen, dass wir beide noch zu starrköpfig sind, uns derartige Individuen vorzustellen. Mit ihnen zusammenzustoßen ist noch nicht möglich, weil sie erst in der Zukunft, von uns aus gesehen, existieren werden. Doch die Grundvoraussetzung dafür, dass wir sie irgendwann sehen können, liegt in der Jugend. Sie zu entfesseln, darin liegt der Schlüssel.

Nemi-Gruß

Es ist interessant zu hören, dass du eine intuitive Leichtigkeit erlangt hast. Einerseits kann das sehr gut sein, andererseits kann das auch darauf hindeuten, dass du dich keinen hinreichend großen Herausforderungen stellst. Wie dem auch sei, aus deinen allgemeinen Ausführungen wird mir die Art deiner Orientierung keineswegs klar. Sie scheint eher auf Intuition, denn auf klaren vermittelbaren Konzepten zu beruhen. Einerseits ist es der Optimalfall, wenn die eigene Klarheit ein intuitives Level erreicht, andererseits sollte man trotzdem in der Lage sein, sein eigenes Denken anderen vermitteln zu können.

Mir ist nicht ganz klar, welche Ziele du im Allgemeinen und im Speziellen hier im Social Future Forum verfolgst. Welchen Sinn hat diese nahezu Vergötterung der Jugend in diesem Forum? Was willst du hier erreichen? Dir sollte Bewusst sein, dass du hier momentan noch keine große Zielgruppe finden wirst.

Wenn ich von Jugend lese, dann kommt mir vor allem Gesundheit und geistige Flexibilität, aber auch mentale Unreife in den Sinn. Gesundheit wird sich hoffentlich durch zukünftige Technologie soweit wiederherstellen lassen, dass das biologische Altern aufgehalten und umgekehrt werden kann, so dass am Ende alle ein biologisches Alter von 20-25 Jahren haben werden können, unabhängig vom historischen Alter. Ob diese biologische Zurückführung geistige Flexibilität mit sich bringt halte ich für fragwürdig. Ich denke, Flexibilität wird durch optimale biologische Gesundheit begünstigt, aber es sind vor allem die sozialen Rahmenbedingungen, die Flexibilität einschränken und vernichten können. Diese gilt es daher in jedem Fall ebenfalls zu optimieren. Was mentale Unreife betrifft: Auch daran lohnt es sich in jedem Fall stets weiterzuarbeiten, da es so viele Bereiche gibt in denen wir uns weiterentwickeln können und auch sollten.

All dies impliziert ein recht komplexes Programm mit sehr vielen Ansatzpunken, aber ich denke, dass ein derart holistischer Ansatz nötig ist, um optimale Bedingungen herzustellen. Für welchen höheren Zweck auch immer!

Ich glaube, dass die “Leichtigkeit” bei mir nun von der Größe des Problems unabhängig ist. Das hat nichts damit zu tun, dass ich schwere Probleme verharmlosen wollte, eher mit dem Eindruck, dass diese Probleme von mir lösbar sind. (Hat etwas von NLP: “Menschen haben alle Ressourcen in sich, die sie brauchen (um ihre Probleme zu lösen).”)

Das Vermitteln seelischer Zustände hat seine Grenzen. Westlicher Okkultismus hat dies erkannt. Zum Beispiel gibt es einen Bereich namens Pfadarbeit in der mystischen QBH, ein Diagramm, was die Evolution des Universums veranschaulichen soll, und letztendlich zur Involution (Rückkehr zum Ursprung) des Geistes führen soll. - Die QBH wird übrigens oft auch als "Mathematik des Unterbewusstseins betrachtet.) Wie auch immer: In der QBH gibt es “Stationen” oder Emanation, die als Sephiroth bezeichnet werden. Und gibt Verbindungen dazwischen, die Pfade. Für jeden Pfad gibt es sehr ausführliche Beschreibungen. Der Adept soll sich vorstellen, wie er diesen Pfad entlanggeht, was er dabei sieht, fühlt, riecht und schmeckt. Natürlich unterscheidet sich das von Pfad zu Pfad. Es wird sehr viel zugeordnet, eine vorwiegende Farbe, ein Buchstabe, Klänge, Farben, Motive, Gerüche, usw. Aber jetzt folgt das, worauf ich hinaus möchte: Ein Mensch, der das anstrebt, kann die Pfade als eine Art Phantasie reisen schriftlich erhalten. (Das Internet und Bücherregale sind voll davon). Aber er kann nicht nachlesen, was er in seiner Phantasie-Reise fühlt oder denkt, oder erlebt, welche Ideen ihm Einfallen, welche Assoziationen zu seiner Vergangenheit oder Gegenwart, usw.

Genau: Ich will hier niemanden erreichen aber dafür ein neues Bewusstsein über die Funktionsweise dieses Forums, wie es auf mich wirkt, was ich damit assoziiere, usw. (Kommt Dir das vom QBH-Abschnitt her bekannt vor?)
Und darüber hinaus schreibe ich an meinem Buch, die Pi-Studien. Und auch über meine Erfahrungen hier werde ich darin berichten.

Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass ich mentale Unreife auch bei älteren Menschen sehe. Sie ist bei der Lebenslänge besonders ärgerlich für mich. Abgesehen davon empfinde ich es nicht zwingend als Lob, wenn ich von Jugend als Schlüssel schreibe. Es bedeutet ein Potential, aber dieses muss erstmal genutzt werden, was die wenigsten tun. Und was Menschen anbelangt, denen es irgendwann möglich sein sollte, sich körperlich auf beispielsweise einen 20 oder 25 jährigen Menschen zurückzuschrauben: Ohne die Jugend im Geiste, wird er seine körperlich mögliche Denkfähigkeit nicht ausnutzen können, also wieder einmal die Möglichkeit oder Chance verstreichen lassen.

Soweit,
Nemi-Gruß