Ich bleib so scheiße wie ich bin

gegen selbstverbesserung: :slight_smile:

für mich als häufiger von depresionen betroffenen eine ganz intressante perspektive. die anglikanischen transhumanisten sind ja solche optimierungsfanatiker. was halten wir so von psychotechniken und karrieren und lebensläufen? sollte das leben zielgerichtet sein oder sollte man es eher als phänomen erleben?

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Kommt darauf an, was man will. Wenn man ambitionierte Ziele erreichen will, muss man sich verbessern. Will man glücklich sein, sollte man alles ignorieren, was andeutet, dass die Welt oder man selbst oder seine eigene Situation besser sein könnte. Naja, da bleibe ich lieber mit der Gesamtsituation einigermaßen unzufrieden.

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hab mir das buch angehört. das ist ja schon an einigen stellen urkomisch :wink:
naja, inhaltlich kämpft es zwar mit der absurdität ein ratgeber gegen ratgeber ohne guten rat zu sein, aber man könnte zu dem schluß gelangen, dass der drang nach selbstverbesserung das gewöhnlichste und mittelmäßigste und erfolgloseste ist, was menschen versuchen. in dem buch sind auf jeden fall eine menge gedanken drin, die eine bereichung darstellen und zum nachdenken anregen. was man jetzt allerdings besseres tun sollte, als ständig zu versuchen, sich selbst zu verbessern, bleibt im grunde schon mit dem ausdrucksstarken titel gesagt: darauf scheißen ! :slight_smile: andererseits ist das buch mehr als nur subtil ein plädoyer fürs grundeinkommen. und auch wenn ich nicht mit allen analysen der autorin übereinstimme, sie hat es auf jeden fall geschafft, einen gegenpol zum mainstream zu erschaffen. es braucht mehr solcher stimmen gegen den perfektions- und leistungswahn. sehr schön und mutig fand ich eine längere passage, die man schon als aufruf zur rebellion sehen kann: leute sollen aufhören, sich nur für die aussicht auf gute jobs zum affen machen zu lassen und unbezahlte praktika und unmögliche zustände, die heute zum alltag des berufslebens gehören, ablehnen.
für eine tiefe analyse, die tatsächlich das potential hätte, ein besserer ratgeber zu sein, geht die autorin nicht tief genug, obschon sie scheinbar selber psychologie studiert hat und das buch vollgestopft ist mit psychologischen anekdoten und tricks. leider nur angedeutet ist die trennung von selbstbestimmung und fremdbestimmung. so bekommt man von dem buch zwar teilweise sehr klar vor augen geführt, wie widersprüchlich viele, so genannte, gute ratschläge zur selbstverbesserung sind, dass sie keine echte hilfe darstellen, weil sie von falschen grundvoraussetzungen ausgehen, doch sie selbst schafft es nicht wirklich, den widerspruch aufzulösen und lässt den leser selber mit einem widerspruch zurück: man soll einfach aufhören, sich selbst zu verbessern, selbst wenn man das unbedingt will…hmmm.

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an euch beide habe ich übrigens auch gedacht, als ich den link hier gepostet habe.

es ist wahr: selbst die philosophie “ich bleib so scheiße wie ich bin” ist ein vorsatz, der sehr schwer einzuhalten ist. schließlich möchte jeder irgendwann dazulernen.

andrerseits ist die selbstoptimierung kein gradliniger weg, sondern immer wieder wird die erfahrung gemacht, dass bestimmte lösungskonzepte die ganz hübsch klingen in der praxis leider doch nicht oder nur teilweise funktionieren. eine erfahrung, die ich persönlcih immer wieder gemacht habe.

ich denke es ist teilweise recht schwierig zu entscheiden, ob bestimmte versuche sich selbst zu optimieren sinnloss sind, oder aber ob es sich nur um eine lange durststrecke handelt, an deren ende dann doch eine belohnung steht.

vielleicht ist es auch ein irrtum, man selbst könnte dies alles am besten für sich selbst entscheiden. vielleicht ist es tatsächlich sinnvoll, einige seiner problem outzusourcen und sie einem psychater zu überlassen.

ich weiß es leider nicht, ich lebe auch zum erstenmal :slight_smile:

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das stimmt so nicht - du bist die schaumgeborene inkarnation einer optimierungswelle, die seit jahrmilliarden aus der ursuppe bis in die gegenwart herüberschwappt.

in deiner biologischen matrix sind die resultate aller adaptierungen und optimierungen sämtlicher deiner vorfahren in einer geraden ahnenreihe vom ersten prokaryontischen nukleinsäureklümpchen an codiert.

also, mit verlaub - du lebst zwar nicht zum ersten, wohl aber zum letzen mal. mach was draus :fleur-de-lis:

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