Deus Ex als Dystopie und warum Transhumanismus heute schon eine zentrale Rolle spielt

“Sarif was right about one thing: It’s in our nature to want to overcome our limits. Think about it: We were cold, so we harnessed fire. We were weak, so we invented tools. Everytime we met an obstacle, we used creativity and ingenuity to overcome it.” - Adam Jensen

Matrix ist bekannt, Elysium regt zum Nachdenken an, doch immer öfter setzen sich auch Computerspiele mit komplexen Zukunfts- und Entwicklungsszenarien und deren Implikationen auseinander.

Mit den Möglichkeiten und Gefahren technologischer Erweiterungen des menschlichen Körpers beschäftigt sich beispielsweise das 2016 erschienene Spiel, “Deus Ex: Mankind Divided”, in welchem die Menschheit von einem Konflikt zwischen verbesserten (augmentierten) Menschen und gänzlich biologischen Menschen zerrissen wird.

Das Spiel behandelt dabei folgende Schwerpunkte:

  • Wie ist der technologische Eingriff in den menschlichen Körper zu bewerten?
  • Warum und wie kann so etwas die Gesellschaft spalten?
  • Warum ist es heute schon wichtig, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen?

Du interessierst dich für Technologie, Verbesserung des Menschen oder Computerspiele?
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Dann könnte dies genau der richtige Artikel für dich sein.

Das Limit des körperlich Möglichen sprengen:

In der Vision von Deus Ex ermöglicht die technologische Entwicklung es jedem Menschen, welcher über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, sein körperliches Potential durch den Einbau von mechanischen Körperteilen, den so genannten Augmentierungen, zu erweitern. Die Verbesserungen reichen damit von rein mechanischen Aufwertungen zur schnelleren Bewegung oder dem Heben schwerer Lasten bis hin zu mentalen Aufwertungen, welche das Gedächtnis erweitern oder einem ermöglichen, das Verhalten seines Gegenübers punktgenau zu analysieren und zu beeinflussen.
Die Augmentierungen wurden zu einem guten Zweck entwickelt, der Erweiterung des menschlichen Potentials innerhalb des Alltags.

Die Frage ist nun warum das Spiel Deus Ex Mankind Divided eine Dystopie ist und warum die grundlegende Frage lautet:

“Ist Augmentierung, also der Eingriff in den Menschen durch Technik etwas Schlechtes?”

Technologien lassen sich grundsätzlich nicht nach einem moralischen “Gut-Böse-Schema” einteilen, denn sie selbst sind wertfrei. Erst ihre Verwendung führt zu einer moralischen Bewertung. So können einfache Werkzeuge, wie beispielsweise ein Hammer, sowohl dazu dienen, einen Nagel in eine Wand als auch den Kopf eines anderen Menschen einzuschlagen.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Augmentierung, also der Möglichkeit den eigenen Körper über das biologische Limit hinaus zu verbessern. Man mag nun einwenden, dass der Hauptcharakter des Spiels auch über Augmentierungen verfügt, die offensichtlich dem Töten dienen, doch handelt es sich auch hierbei lediglich um Werkzeuge welche zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden können.
Für alle die das Hintergrundwissen nicht besitzen: Adam Jensen, der Hauptcharakter des Spiels, wird von Söldnern fast umgebracht und um sein Leben zu retten, wird fast sein gesamter Körper augmentiert. Da er als Wachpersonal eines internationalen Großkonzerns arbeitet, beinhalten seine Augmentierungen auch Waffen. Die Möglichkeit des Tötens kann sowohl niederen Zwecken oder aber der Wahrung von Frieden und Ordnung dienen. Die moralische Bewertung entsteht letztlich nicht durch die Technologie als solche, sondern durch die Frage, wie man diese einsetzt. Verfügt Jensen ja auch über genügend nicht lethale Möglichkeiten des Kampfes.

Auswirkungen auf die Gesellschaft

Wie Anfangs gesagt, konnte sich in Deus Ex nicht jeder Augmentierungen leisten oder wollte seinen Körper nicht verändern. Wie man sich vorstellen kann, kommt es deshalb immer wieder zu Konflikten in der Gesellschaft. Die Gesellschaft spaltete sich in zwei Fraktionen: die augmentierten Menschen (“Optis”) und die nicht augmentierten Menschen (“Normalos”). Die augmentierten Menschen genießen Vorteile gegenüber den normalen Menschen, da sie ja körperlich, aber auch geistig häufig schwerere Aufgaben bewältigen können, die ein normaler Mensch mit seinem biologischen Limit niemals bewältigen können wird.
Die Spaltung im Spiel entsteht allerdings weniger durch Klassenunterschiede, sondern vielmehr dadurch, dass die augmentierten Menschen aufgrund eines Hacks “Amok liefen”.
Vernachlässigt man dies, so können die Vorteile von augmentierten Menschen auch die Gesellschaft durchaus fördern. Es wird in “Deus Ex: Human Revolution”, dem Vorgänger des oben genannten Spiels, immer wieder das Panchaea-Projekt angesprochen. Dieses soll, durch das Zerstreuen von Eisen im Meer, Phytoplankton erzeugen, welches für die Produktion von 50 bis 80 % des Sauerstoffs in der Atmosphäre verantwortlich ist (vgl. Phytoplankton – Wikipedia). Dieses Projekt soll den Klimawandel aufhalten und konnte nur mit der Hilfe von argumentierten Arbeitern realisiert werden. Dies zeigt direkt welche Vorteile Augmentierungen und damit der Transhumanismus haben. Es können nun Arbeiten bzw. Aufgaben verrichtet werden, welche durch das biologische Limit des Menschen niemals möglich wären.
Womit wir gleich zu der nächsten Frage kommen:

Was hat Deus Ex mit Transhumanismus zu tun?

Zunächst sollen relevante Inhalte des Begriffs “Transhumanismus” kurz umrissen werden:

„Globaler Einsatz von Technik zur Ermöglichung eines besseren Lebens und einer besseren Zukunft für alle Menschen auf der Erde“
„Aus dem Status Quo transzendieren“
„Das heute „Überwinden““
„Alles besteht aus Konzepten die geändert werden können“
(vgl. Transhumane Partei Deutschland | Was ist Transhumanismus? - Transhumane Partei Deutschland)

Transhumanismus basiert auf der Idee, den Menschen und die Gesellschaft durch Technik zu verbessern. Dies geschieht teilweise auch in Deus Ex. Hier werden Menschen durch die Augmentierungen verbessert, wodurch sie zum Beispiel etwas gegen den Klimawandel tun können, was heutzutage einem Menschen in der Form nicht möglich ist.

Warum ist Transhumanismus heute schon ein zentrales Thema?

Wie man an Deus Ex sehen kann, ist das Thema Augmentierung sehr komplex. Es gilt genau zwischen Möglichkeiten und Gefahren abzuwägen. Auch müssen ethische Gesichtspunkte betrachtet werden.
Grundsätzlich kann man argumentieren, dass Augmentierungen bzw. das Verbessern des Menschen positive Ansätze bzw. Gedanken sind, welche viele Möglichkeiten mit sich bringen. Dies erlaubt es Menschen, über ihr biologisches Limit hinauszugehen („zu transzendieren“) und wirft damit auch ein neuen Blick auf das Menschsein und die Gesellschaft im Ganzen.

Wir von der TPD beschäftigen uns intensiv mit dem Thema Transhumanismus und dessen gesellschaftlichen Folgen. Uns ist das Verbessern des Menschen ein sehr wichtiges Thema, wobei wir die ethischen Gesichtspunkte dabei nicht außer Acht lassen wollen.

von Lars Lammers (@M4dm4n)

Dieser Artikel ist eine persönliche Meinung des Autors und soll als Diskussionsgrundlage, oder um Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken, genutzt werden. Die hier dargelegten Standpunkte stellen nicht zwangsläufig die der TPD dar.

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ich verweise mal auf schindewolfs typostrophenlehre , die eine erstaunliche aktualität gewinnt, wenn man augmentierungen als makromutationen betrachtet.